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IÜ: VON DSR BIS DVB
HIFI-GESCHICHTEIN)
BITS AUS
DEM
ORBIT
Solche Geschichten kann nur das wirkliche Leben schreiben: Von DSR-
Tunern, diefür die Mülltonne produziert wurden, von DMX-Pleite und
d-box-Desaster. Doch die Geschichte des digitalen Radioempfangs
wird ein gutes Ende nehmen: Es heißt DVB
von Ulrich Wienforth
Digitale Systeme bieten sich vor allem da an,
wo die analoge Technik mit allerlei Störungen
zu kämpfen hat. Und wo träfe das eher zu, als
beim Rundfunk. Deshalb machten sich die
Techniker schon früh Gedanken über digita-
les Radio. An eine terrestrische Ausstrahlung
war freilich mangels Frequenzen nicht zu
denken, und das Breitbandkabel war Mitte
der Achtziger noch kaum verbreitet. Einige
Hoffnung setzte man deshalb in die neue Sa-
tellitentechnik, die störungsfreien Empfang
mit kleinen, preiswerten Antennen verhieß.
Rundfunk-Innovationen wurden aber da-
mals im kleinen, nationalen Kreis ausbaldo-
wert: ARD, Bundespost und die Platzhirsche
der Industrie kreierten also das „Digitale Sa-
telliten Radio“ (DSR) - mit linearer PCM,
wie bei der CD, aber nur 32 kHz Takt. DSR
konnte also nur Frequenzen bis 15 kHz über-
tragen, wie von UKW gewohnt. Und statt 16
Bits gönnte man dem Digitalradio nur 14,
doch dank Gleitkommatechnik gingen die
zwei Bit nur bei den allergrößten Pegeln ver-
loren. Klanglich war das System dem UKW-
Standard um Längen voraus.
Reif für die Tonne: Sonys hochkarätiger DSR-
Klassiker DAR-1000 ES ist seit 1999 arbeitslos
16 Radioprogramme wurden bei DSR zu ei-
nem Paket geschnürt und auf einem gemein-
samen Träger ausgestrahlt. Welche 16 das
sein würden, das hatten sich die ARD-Leute
fein säuberlich nach Länderproporz zurecht-
gelegt. Doch dann kam der Privatfunk und
machte ihnen einen Strich durch die Rech-
nung. Sie mussten einige Kanäle abtreten und
hatten danach keine rechte Lust mehr, DSR
nach vorn zu bringen - man wollte schließ-
lich nicht den Privatfunk fördern.
Pech hatte DSR auch mit den Satelliten-
starts: Beim TV-Sat klemmte das Sonnense-
gel, und schließlich nahm die Telekom das
DSR-Paket zur IFA 1989 auf ihrem „Koperni-
kus“ an Bord, was freilich größere und ein
wenig exotische Schüsseln erforderte. Die
hatte man im Übrigen bei der Post anzumel-
den, gegen 25 Mark Einmal-Gebühr. In die
Kabelnetze wurde DSR nach und nach eben-
falls eingespeist. Bei der Programmauswahl
entschied man sich, um nicht Perlen vor die
Säue zu werfen, in erster Linie für Klassik/
Kulturprogramme. Die würden doch am
ehesten von der erlesenen Klangqualität pro-
fitieren, so das Kalkül. Wohl wahr, aber damit
sprach DSR nur ein Nischenpublikum an -
und war zum Scheitern verurteilt. Auch im
Ausland hatte sich, bis auf die Schweiz, nie-
mand für DSR interessiert. Und so wurde das
erste Digitalradio Anfang 1999 endgültig ab-
geschaltet. Rund 150.000 DSR-Tuner, darun-
ter etliche hochkarätige, waren reif für die
Tonne. Für neuere Geräte zahlte die Telekom
200 Mark Entschädigung.
Nach diesem Schock war natürlich das In-
teresse an neuen Digitalradiosystemen nach-
haltig geschwächt. Zumal diese Systeme mit
ihrer
„Datenreduktion“
nicht
dasselbe
Klangerlebnis wie DSR versprachen. 1995
ging das „Astra Digital Radio“ auf Sendung:
digitale Radiosignale, die huckepack auf den
analogen Fernsehwellen zur Erde gefunkt
wurden. Das hatte den großen Vorteil, dass
man Radio und TV mit derselben Schüssel
und demselben Receiver empfangen konnte -
es musste freilich ein spezielles, ADR-taugli-
ches Gerät sein. Die Astra-Position 19° Ost
hatte sich inzwischen als „die“ Satellitenposi-
tion für Deutschland durchgesetzt, auf die
schon Millionen Schüsseln gerichtet waren,
denn nahezu das komplette deutschsprachige
Fernsehen war von hier zu empfangen. Nun
also kam ADR dazu: zunächst 25 frei emp-
fangbare Programme sowie 40 Kanäle des Pay
Radios DMX. Das war eine völlig neue Radio-
Erfahrung - Musik nonstop in 40 fein sortier-
ten Spartenkanälen. Und doch waren nicht
genügend Leute bereit, für dieses Angebot ex-
tra zu bezahlen, und so wurde DMX 1997
eingestellt. Die frei empfangbaren ADR-
Kanäle wurden dagegen immer mehr: Schon
bald waren fast alle ARD-Programme sowie
zahlreiche private via Astra zu empfangen.
Bei der Hörerschaft hielt sich die ADR-Be-
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